„Der goldne Topf“ erscheint 1814 als dritter Band der „Fantasiestücke in Callots Manier“. Die romantische Novelle von E. T. A. Hoffmann wird vom Autor selbst 1819 überarbeitet. In dem Kunstmärchen überschneiden sich reale Welt und Fantasiewelt. Es spielt im frühen 19. Jahrhundert in Dresden. Der goldne Topf lässt sich der Literaturepoche der Romantik zuordnen.
Inhaltsverzeichnis
Erste Vigilie
Der ungeschickte Student Anselmus stolpert am Himmelfahrtstag am Schwarzen Tor in Dresden über den Apfelkorb einer alten Marktfrau. Für den verursachten Schaden kommt er auf, trotzdem verflucht ihn die Alte. Der Fluch besagt, dass er bald in ein Kristall fallen soll. Abends sitzt er, sein Pech bejammernd, am Elbufer unter einem Holunderstrauch, da erreichen ihn verführerische Klänge von drei grün-goldenen Schlangen. Eine blauäugige Schlange hypnotisiert ihn so, dass er sich in sie verliebt. Dann verschwindet der Spuk.
Zweite Vigilie
Anselmus trifft auf den befreundeten Konrektor Paulmann, dessen beiden Töchter und Registrator Heerbrand. Gemeinsam überqueren sie die Elbe, wobei der Student fast über Bord geht, weil er im Wasser die Schlangen wiederzuerkennen glaubt. In Paulmanns Haus begleitet er die Älteste, Veronika, auf dem Klavier. Anselmus erhält ein Arbeitsangebot als Kopierer beim Archivar Lindhorst. Als er sich dort vorstellten will, verwandeln sich der Türklopfer in das Gesicht des Apfelweibes und die Klingelschnur in eine Würgeschlange, die ihn umbringen will. Er wird bewusstlos und erwacht in seinem Bett, betreut von Paulmann.
Dritte Vigilie
Anselmus hört, dass sich das Apfelweib noch vor Paulmann um ihn gekümmert hat. Sein Treffen mit dem Archivar findet in einem Kaffeehaus statt, wo Lindhorst seine seltsame Biografie als Abkömmling einer königlichen Feuerlilie erzählt. Niemand außer Anselmus glaubt ihm. Er will unbedingt am nächsten Tag mit den Kopierarbeiten beginnen.
Vierte Vigilie
Aber sein Liebeskummer hindert Anselmus daran, seine Arbeit als Kopist anzutreten. Er hofft, im Holunderbusch die blauäugige Schlange wiederzufinden. Er trifft dort auf den Archivar, der sich als Vater der drei Schlangen herausstellt, darunter Serpentina, in die Anselmus verliebt ist. Wenn Anselmus bei ihm arbeitet, kann er sie oft sehen. Lindhorst gibt ihm einen Zauberlikör mit, um den Bann der Marktfrau zu brechen.
Fünfte Vigilie
Veronika Paulmann ist in Anselmus verliebt, dem eine Karriere als Hofrat prophezeit wird. Sie lässt sich bei einer Hexe die Zukunft wahrsagen, die sich verwandeln kann. Mal ist sie Marktfrau, mal Veronikas Amme, als die sie verkündet, dass Anselmus die goldgrüne Schlange heiraten wird. Beide sorgen dafür, dass Lindhorst keinen Einfluss mehr auf ihn hat und Anselmus die Poesie lässt.
Sechste Vigilie
Anselmus gelangt an Lindhorsts Türklopfer vorbei und kopiert, von Liebe beflügelt, fremdsprachige Texte. Der Archivar ist mit seiner Arbeit zufrieden, warnt ihn aber, keine Originaltexte mit Tinte zu beflecken. Im goldenen Topf, der Serpentinas Mitgift ist, entdeckt Anselmus seltsam verzückende Vexierbilder. Mit Serpentinas Hilfe schafft er alle Arbeiten mühelos. Anselmus stößt auf die Geschichte des Archivars, der in Wirklichkeit ein Salamander ist, aus Atlantis verbannt. Um zurückzukehren, muss er seine drei Schlangentöchter verheiraten.
Siebte Vigilie
Anselmus leistet gute Arbeit und soll ein Unikat abschreiben. Serpentina sagt ihm, dass ihr Vater ein verzauberter Salamander ist. Zur Strafe für ein Unrecht wurde er in einen einfachen Menschen verzaubert.
Achte Vigilie
Veronika will Anselmus gewinnen und wendet sich vertrauensvoll an die vermeintliche Kinderfrau, die in einem nächtlichen Ritual während des Äquinoktiums einen Metallspiegel herstellt. Darin kann sie mit Anselmus kommunizieren. Wenig später schaut Anselmus hinein, hält Serpentina für eine Einbildung und verliebt sich in Veronika, die er heiraten will, sobald er Hofrat sei.
Neunte Vigilie
Anselmus hat seine Fantasie verloren und ist wieder ungeschickt. So beschmutzt er eine Originalschrift, wird bestraft und in eine Kristallflasche gesperrt. In weiteren Flaschen stecken andere junge Männer, die aber nicht zu bemerken, dass sie gefangen sind.
Zehnte Vigilie
Gefangen in der Flasche, leidet Anselmus Gewissensqualen, weil er Serpentina für Veronika verlassen hat. Der Fluch der Apfelverkäuferin hat sich erfüllt, doch Anselmus will sich nicht von ihr befreien lassen. Anselmus will die Kristallflasche sprengen, um Serpentina zu retten. Die Hexe hat den goldenen Topf gestohlen, aber da erscheint der Archivar mit seinem Papagei. Beide kämpfen gegen die Alte und ihren Kater. Endlich besiegt Lindhorst die Zauberin und Anselmus wird aus der Flasche befreit.
Elfte Vigilie
Anselmus ist verschwunden und Konrektor Paulmann erleichtert, der ihm einen Pakt mit dem Teufel unterstellt hat. Veronika nimmt den Heiratsantrag von Heerbrand an, der anstatt Anselmus inzwischen Hofrat geworden ist. Als Frau Hofrätin erfüllen sich ihre Träume und sie schwört allem Fantastischen ab. Anselmus heiratet Serpentina.
Zwölfte Vigilie
Anselmus lebt glücklich mit Serpentina auf einem Rittergut im Zauberreich Atlantis. Der fiktive Erzähler, der ihn beneidet, wird von Lindhorst getröstet: Jeder habe Zugang zur Poesie und Natur, in der alle Wesen im Einklang sind.
Bis heute gilt „Der goldne Topf“ als E. T.A. Hoffmans bedeutendstes Werk. Zu den Besonderheiten der Märchen-Novelle gehört die Gliederung in 12 sogenannte »Vigilien« .
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