Der Steppenwolf – Inhaltsangabe / Zusammenfassung – Herrmann Hesse

1927 veröffentlichte Hermann Hesse seinen Roman „Der Steppenwolf“. Hauptfigur ist der knapp 50 Jahre alte Harry Haller. In einer Stadt in der Schweiz befindet sich der Einzelgänger Mitte der 1920er Jahre in einer Existenzkrise und leidet unter der Oberflächlichkeit seiner Zeit. Seinen Tag verbringt Haller mit Lektüre, klassischer Musik und dem Besuch von Kneipen. Hesses Werk gliedert sich in drei Teile: In das Vorwort des fiktiven Herausgebers, Harry Hallers Aufzeichnungen und in das „Traktat vom Steppenwolf“. Das Vorwort und Hallers Aufzeichnungen sind in der Ich-Form verfasst. Einzuordnen ist das Werk in die Epoche des Expressionismus.

Vorwort

Im Vorwort erläutert der Neffe von Harry Hallers Vermieterin, wie er diesen erlebt hat und an dessen Aufzeichnungen gekommen ist. Er beschreibt Haller als vergeistigten Einzelgänger, der sich die bürgerliche Welt zwar schätze, jedoch keinen Zugang zu ihr habe. Der intellektuell gebildete Haller habe sich selbst als „Steppenwolf“ bezeichnet. Hegt der Herausgeber anfangs Misstrauen gegenüber dem Mieter seiner Tante, so bringt er ihm mit der Zeit Sympathie entgegen. Als Haller plötzlich verschwindet, hinterlässt er dem Neffen seine Aufzeichnungen. Die Aufzeichnungen Harry Hallers bilden den Großteil des Romans.

Harry Hallers Aufzeichnungen I

Harry Haller deutet an, vor seinem Rückzug in die Isolation ein angesehenes Leben zu haben. Sein aktuelles Leben empfindet er als trost- und bedeutungslos. Moderne Jazzmusik, Massenvergnügungen und andere Erscheinungen der modernen Zeit verabscheut er. Gleiches gilt für mittelmäßige, halbherzige und selbstzufriedene Menschen. Haller, der unter körperlichen Beschwerden und Stimmungsschwankungen leidet, raucht und trinkt viel und besucht regelmäßig Wirtshäuser. Bei einem seiner Streifzüge durch die Stadt trifft er auf einen Fremden, der ihm das „Tractat vom Steppenwolf“ überreicht.

Tractat vom Steppenwolf

Hauptfigur des Traktats ist eine Person namens Harry, die „der Steppenwolf“ genannt wird. Der Steppenwolf hat eine wölfische und eine menschliche Natur. Beide Naturen stehen in ständigem Konflikt miteinander. Abenteuer, Unabhängigkeit und Lust kollidieren mit dem Wunsch nach Behaglichkeit, Hingabe und Geborgenheit. Diese innere Zerrissenheit macht sowohl den Steppenwolf unglücklich, als auch die Menschen, die ihn lieben. Die Erlösung von seinen Leiden erwartet er nicht im Leben, sondern im Selbstmord.

Harry Hallers Aufzeichnungen II

Das „Tractat vom Steppenwolf“ erinnert Harry Haller an ein vom ihm selbst verfasstes Gedicht. Er erkennt, dass er entweder sterben oder zu einem anderen Menschen werden muss. Da Veränderungsversuche in der Vergangenheit scheiterten, entschließt er sich, Selbstmord zu begehen, setzt jedoch zunächst seinen Alltag wie gewohnt fort.
Harry Haller nimmt eine Einladung eines jungen Professors an. Der Abend endet im Streit und Haller beschließt, sich zu Hause umzubringen. Als er durch die Stadt streift, trifft er in einem Wirtshaus die Prostiuierte Hermine. Sie behandelt Haller abschätzig, sei er doch intellektuell, würde aber so einfache Dinge wie das Tanzen nicht beherrschen. Im weiteren Verlauf des Romans nimmt sich Hermine seiner an und bringt ihm bei, das Leben zu genießen. Haller lernt Foxtrott und besucht mit Hermine Tanzlokale. Sie bringt ihn mit der Prostituierten Maria und dem Saxofonisten Pablo zusammen. Harry verliebt sich in Maria und ist von Pablos Art, das Leben leicht und unbeschwert zu nehmen, fasziniert. Sein Leben erscheint ihm erfüllend.

Der Maskenball

Hermine und Harry Haller setzen die Tanzstunden fort und besuchen einen Maskenball, den Haller genießt. Erstmals fühlt er sich der Gemeinschaft zugehörig. Gemeinsam mit Pablo und Hermine konsumiert Harry Opium. Daraufhin gleitet er in eine Fantasiewelt ab: Er macht unter anderem mit seinem verschollenen Jugendfreund Gustav Jagd auf Autos und schaut einer Wolfsdressur zu, bei der der Dompteur vom Wolf unterworfen wird. Er trifft Mozart, der ihm das Lachen beizubringen versucht. Plötzlich sieht Harry Haller sein Leben nicht mehr so negativ.
Zurück in der realen Welt, trifft er auf Hermine und Pablo, die nackt nebeneinander im Bett liegen. Haller tötet Hermine aus Eifersucht mit einem Messer. Mozart betritt daraufhin in moderner Kleidung den Raum und stellt ein Radio an. Musik von Händel erklingt. Harry ist angesichts der Klangqualität schockiert. Doch Mozart entgegnet, dass es Haller zustehe, das Radio zu kritisieren. Er müsse lernen, zu lachen und das Leben mit Humor zu nehmen. Der Protagonist beschließt, das Lachen zu lernen.

Schluss

Hermann Hesse schrieb „Der Steppenwolf“ zu einer Zeit, in der er selbst unter Selbstzweifeln litt. Wenngleich der Roman nach seiner Veröffentlichung gemischte Kritiken erhielt, so trug er entscheidend zu Hesses Popularität bei. In den Sechzigerjahren begeisterten sich vor allem die Anhänger der Hippiebewegung für das anti-bürgerliche Werk.
„Der Steppenwolf“ besitzt heute noch Identifikationsfläche für Leser aller Altersgruppen. Sinnsuche, die Rolle des Individuums in der modernen Gesellschaft, Fortschrittsgläubigkeit, Materialismus, die Tendenz, sich lieber abzulenken statt einzumischen – alle diese Aspekte sind aktueller denn je.

Der Steppenwolf – Inhaltsangabe / Zusammenfassung – Herrmann Hesse
3.5 (70.46%) 65 Stimmen

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