Der Vorleser Inhaltsangabe/Zusammenfassung – Bernhard Schlink

Der Roman „Der Vorleser“ von Bernhard Schlink erschienen 1995 handelt von der ungleichen Beziehung zwischen dem 15-jährigen Michael und der 36-jährigen ehemaligen KZ-Wärterin Hanna, die später aufgrund ihrer Taten zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt wird und sich kurz vor ihrer Entlassung im Gefängnis umbringt.

Die Jahre 1958/59

Der 15-jährige Schüler Michael Berg, geboren im Juli 1943, erkrankt an Gelbsucht. In Folge seiner Erkrankung muss er sich in einem Treppenhaus übergeben. Die 36-jährige Straßenbahnschaffnerin Hanna Schmitz, geboren im Oktober 1922, hilft Michael in dieser Situation. Später möchte Michael sich für diese Hilfe bedanken und sucht daher Hanna in ihrer Wohnung auf. Hanna zieht sich vor dem Schüler um, woraufhin dieser erregt flüchtet. Michael besucht Hanna ein zweites Mal, diesmal kommt es zum einvernehmlichen Geschlechtsverkehr. Michal und Hanna beginnen ihre Beziehung miteinander. Es folgt immer wieder der gleiche Ablauf: Nach dem Bad vollziehen beide den Geschlechtsakt.

Da Hanna nicht lesen kann, liest Michael ihr vor. Michael wählt zunächst Bücher aus seinem Schulunterricht aus. Im späteren Verlauf sucht er gezielt Bücher für Hanna aus. Diese ist empört, als sie erfährt, dass Michael von der Schule fernbleibt, um sich mit ihr treffen zu können. Hanna fordert von ihrem jüngeren Geliebten, er möge die Schule ernst nehmen und den Unterricht regelmäßig besuchen. Diese Forderung wird zur Bedingung für ihre Liebesbeziehung. Die Kommunikation mit Hanna verläuft für Michael nicht problemlos: Er versteht die Konflikte nicht, nimmt jedoch aus Angst vor Zurückweisung und Strafe die Schuld auf sich.

Im folgenden Schuljahr verbringt Michael mehr Zeit mit seinen gleichaltrigen Klassenkameraden. Er lernt die Mitschülerin Sophie kennen und freundet sich mit ihr an. Aus Unsicherheit über seine Gefühle vergleicht er Sophia mit Hanna. Die Tatsache, dass er sich mehr seinen gleichaltrigen Kameraden zuwendet, führt zu Schuldgefühlen gegenüber Hanna, welche sich wiederum zurückgesetzt fühlt. Hanna überrascht Michael im Schwimmbad mit seinen Freunden, woraufhin dieser nicht schnell genug auf Hanna reagiert. Michael kann Hanna am nächsten Tag nicht mehr auffinden, weder auf der Arbeit noch in ihrer Wohnung. Hanna wurde befördert und hat das Angebot, nach Hamburg zu ziehen, angenommen.

Der Prozess und Hannas Vergangenheit

Michael lebt fortan ohne Hanna. Er studiert Jura und besucht im Rahmen seines Studiums einen Kriegsverbrecherprozess. Angeklagt sind ehemalige Wärterinnen aus Auschwitz. Hanna gehört zu den beschuldigten Wärterinnen, wovon Michael überrascht ist. Die Anklage bezieht sich auf einen Todesmarsch gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, bei welchem die Wärterinnen die Gefangenen in einer Kirche eingesperrt hatten. Die Kirche wurde bombardiert, die Gefangenen verbrannten im Gebäude. Hanna wird außerdem vorgeworfen, Selektionen in Auschwitz vorgenommen zu haben. Sie habe entschieden, wer in den Gaskammern getötet werden sollte. Michael entwickelt mit gemischten Gefühlen Interesse an dem Prozess. Im Laufe der Verhandlungen wird Hanna mehr und mehr als Hauptschuldige auserkoren. Nicht nur die Anklage sondern auch ihr Verteidiger fördern diese Prozessentwicklung. Alle übrigen Angeklagten streiten die Taten ab, Hanna nicht. Laut Aussage ihrer Mitangeklagten habe Hanna einen Bericht über den Kirchenbrand gefälscht und sei zudem die Rädelsführerin gewesen. Hanna gibt zu, den Bericht geschrieben zu haben. Michael erkennt, dass Hanna nicht schreiben und lesen kann. Er weiß, sie kann den Bericht nicht verfasst haben und fragt sich, ob er sein Wissen dem Gericht offenbaren soll. Michael spricht aufgrund seines inneren Konfliktes mit seinem Vater. Der Vater rät ihm, den Richter nicht über den Analphabetismus von Hanna zu informieren, da dies die Würde der Angeklagten verletzen würde. Den Rat, mit Hanna zu sprechen, befolgt Michael aus Angst nicht. Michael besucht das KZ Natzweiler-Struthof. Ein ehemaliger Wehrmachtsoffizier nimmt den trampenden Michael mit und spricht mit ihm während der Fahrt die Beschuldigten des Holocaust. Obgleich der Fahrer die Täter verteidigt, möchte er nicht offenbaren, ob er ebenfalls an den Morden beteiligt gewesen war. Michael entscheidet sich, nicht in den Prozess einzugreifen. Das Gericht verurteilt Hanna zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe. Sie gilt als Hauptschuldige und erhält die höchste Strafe.

Die Zeit der Haft

Michael muss noch immer an Hanna denken, heiratet jedoch seine ehemalige Kommilitonin Getrud. Das Paar bekommt eine Tochter, die Ehe scheitert. Nach seiner Zeit als Referendar arbeitet Michael als Rechtshistoriker. Die Erfahrungen des Prozesses von Hanna hindern Michael emotional an einer Tätigkeit als Richter oder Staatsanwalt. Michael wendet sich anderen Frauen zu, die Beziehungen sind allerdings nicht von langer Dauer. Er besucht Hanna sieben Jahre nach deren Verurteilung im Gefängnis und setzt das Ritual des Vorlesens fort. Michael bespricht Kassetten für Hanna, mit deren Hilfe sie sich selbst das Schreiben und Lesen beibringt. Briefe von Hanna beantwortet Michael nicht.

Geplante Haftentlassung und Tod Hannas

Hanna soll nach 18 Jahr Haftzeit entlassen werden. Laut Aussage der Gefängnisleitung hat Hanna stets auf ihr Äußeres geachte und sei gegenüber ihren Mitgefangenen als Autoritätsperson aufgetreten. In der letzten Zeit ihrer Haft habe sie sich jedoch zurückgezogen und weniger gepflegt. Über diese Entwicklung wird Michael erst nach dem Tod Hannas informiert. Die Gefängnisleitung bittet Michael zuvor, Hanna bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft zu helfen. Michael stimmt zu und trifft die erforderlichen Vorkehrungen. Er besucht Hanna im Gefängnis und erhält den Eindruck, einer alten Frau zu begegnen. Beide unterhalten sich über ihre Leben. Kurz vor ihrer Entlassung bringt Hanna sich in ihrer Gefängniszelle um. Michael geht am Tag der geplanten Entlassung in die Zelle von Hanna und entdeckt Bücher von Holocaust-Überlebenden. Hanna hatte sich während der Haft aktiv mit ihrer Vergangenheit auseinandergesetzt. In ihrem Testament verfügte sie, ihr Geld solle einer jüdischen Zeugin aus ihrem Prozess zugute kommen. Diese wiederum möchte das Geld nicht annehmen, es wird an eine wohltätige Organisation gespendet.

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