Im Jahre 1808 erschien „Die Marquise von O…“ in der Literaturzeitschrift Phöbus und schockierte deren Leser. Der Dichter Heinrich von Kleist skizziert in seinen Novellen die heuchlerische Moral und das Selbstverständnis seiner Epoche. In allen seinen Dichtungen stellt er das Tiefgründige und Absonderliche im menschlichen Wesen heraus. Das Werk lässt sich, wie andere Werke von Kleist, nicht einer einzigen Epoche zuordnen, vielmehr enthält es einzelne Elemente der Klassik und Romantik.
Inhaltsverzeichnis
Die Protagonisten sowie der gesellschaftliche und historische Rahmen
Die Marquise von O… ist eine junge Witwe, die nach dem Tode Ihres adligen Mannes mit ihren beiden kleinen Töchtern ein beschauliches Leben bei ihren Eltern führt. Ihr Vater ist Obrist von G… und Kommandant einer Zitadelle. Sie wohnen im Schloss von M… und spiegeln die standesgemäß lebende Gesellschaft der Zeit um 1800 wider. Die Handlung verlegte Heinrich von Kleist in das südliche Italien, zur Zeit der Koalitionskriege (1799-1802) gegen Napoleon Buonaparte.
Der Auftakt
Der Frieden des Ortes und der Familie wird gestört, als die Zitadelle von feindlichen russischen Truppen überfallen wird. Die Marquise von O… wird verschleppt und gerät in Gefahr, von lüsternen Soldaten vergewaltigt zu werden. Als Retter in höchster Not erscheint Graf F…, ein junger, gut aussehender und verdienter russischer Offizier, welcher der Marquise als ein Engel erscheint. Er entreißt sie der wilden Horde und sorgt sich formvollendet um ihr Befinden.
Die Ohnmacht
Der Graf bringt sie in den Palast und kümmert sich um das Wohl der ohnmächtig Gewordenen. Was im Schlafgemach der Marquise genau geschieht, bleibt im Dunkeln. Er ruft einen Arzt und verläßt sie erst, als ihre Familie und der Arzt anwesend sind.
Der Antrag
In der Nacht wird die Zitadelle erobert und der Graf verhindert durch sein mutiges Vorgehen die vollständige Zerstörung des Schlosses. Als am nächsten Tag der General erscheint, werden die Soldaten, welche die Marquise zu entehren versuchten, standrechtlich erschossen. Überdies erteilt er den Abzug der Truppen. Die Familie von G.. erfährt, dass der Graf F… danach auf dem Schlachtfeld tödlich verwundet wird. Umso erstaunter sind sie, als er nach einigen Monaten erscheint und um die Hand der Marquise anhält. Sie bitten um Bedenkzeit.
Die Schwangerschaft
Währenddessen stellt sich bei der Marquise ein Unwohlsein ein, das ihr von ihren früheren Schwangerschaften her bekannt vorkommt. Da sie sich wissentlich jedoch mit keinem Mann eingelassen hat, kann sie sich diesen Umstand nicht erklären. Entweder verdrängt sie das Geschehen oder sie kann sich wirklich nicht erinnern und glaubt sogar an eine übernatürliche Empfängnis. Da sie sich nicht erklären kann, wird sie von den Eltern verstoßen und findet Unterschlupf auf ihrem Landsitz in V…
Die Zeitungsannonce
Abermals versucht der Graf von F… sein Glück und hält um die Hand der Marquise an. Die Kenntnis von der Schwangerschaft derselben scheint ihn eher zu befeuern, denn abzustoßen. Julietta, die Marquise von O… will aber nichts mit ihm zu tun haben. Sie wagt stattdessen einen ungewöhnlichen Schritt und schaltet eine Zeitungsannonce, in der sie den Vater ihres ungeborenen Kindes bittet, sich zu erklären. Sie fühlt sich mittlerweile mit sich selbst und der Welt im Reinen, um des Kindes willen aber, dessen Geburt in der Gesellschaft nicht befleckt sein soll, erscheint es ihr notwendig. Der Graf von F… schaltet seinerseits eine Zeitungsannonce, in der er auf Juliettas Anzeige anonym antwortet. An einem bestimmten Tag zur festgelegten Uhrzeit werde er sich der Marquise von O… im Hause Ihrer Eltern zu Füßen werfen.
Die Versöhnung
Währenddessen lässt es der Mutter von Julietta keine Ruhe und sie sucht die verstoßene Tochter auf. Auf deren Landsitz gibt es ein herzliches Wiedersehen und durch eine geschickte List versichert sich die Mutter der tatsächlichen Unschuld der Tochter, nichts über den Kindsvater und das Geschehen zu wissen. Alle kehren in gehobener Stimmung in das Elternhaus zurück. Seit dem Sturm auf die Zitadelle nicht mehr im Schloss, sondern in einem Stadtpalais.
Die Heirat
Als der Graf dann im Hause der Eltern pünktlich am nächsten Tag erscheint, weicht Julietta vor ihm zurück und nennt ihn einen „Teufel“. Dennoch hält sie ihr Versprechen -in der Zeitungsannonce hatte sie bekannt gegeben, dass sie den Vater ihres ungeborenen Kindes heiraten wolle – und der Ehevertrag wird aufgesetzt. Dieser gewährt dem Grafen F… nur Pflichten, aber keine ehelichen Rechte.
Glückliches Ende
Nach der glücklich erfolgten Entbindung des Kindes gibt es zarte Annäherungen zwischen dem Grafen F… und seiner Angetrauten. Auf Betreiben der Mutter erfolgen vermehrte Einladungen in das Elternhaus, als der Graf sich äußerst großzügig zur Taufe des Knaben zeigt. Nach einem Jahr erfolgt eine zweite, frohe Hochzeit und das Paar zieht auf den Landsitz in V… wo im Laufe der Jahre weitere junge Russen das Glück vervollkommnen. In einer glücklichen Stunde lüftet Julietta dann das Geheimnis, weshalb er ihr wie ein Teufel vorgekommen sei.
Unglaublich gut und knapp zusammengefasst,Danke!
Es wäre Ideal,wenn ihr auch eine gewisse Kontext analye einbringen könntet.
Das sind einfach die Kleinigkeiten, die das Fach Deutsch etwas erträglicher machen. Danke für diese super Zusammenfassung!
Es ist ziemlich gut zusammengefasst. Jedoch fehlen mir die Beziehungen zu der Mutter und dem Vater. Denn der Vater spielt ja auch eine wichtige Rolle. 🙂