Das Theaterstück „Iphigenie auf Tauris“ von Johann Wolfgang von Goethe ist eine freie Adaption des Stückes „Iphigenie bei den Taurern“ aus den Jahren zwischen 1779 und 1786.
Ursprünglich schrieb Goethe das Stück in Prosaform und wandelte es nachher ins Versmaß um. Das Stück zählt zur Weimarer Klassik und behandelt die Nachwirkungen der persönlichen Seite des Trojanischen Krieges.
Das Stück ist in fünf Akte unterteilt.
Vorgeschichte
Das Stück orientiert sich an den Eckpunkten der griechisch mythologischen Geschichtsschreibung rund um den Trojanischen Krieg. Der Heerführer der Achaier, Agamemnon, wurde von den Göttern mit Windstille gestraft und plante, seine älteste Tochter Iphigenie zu opfern. Diese wurde jedoch von der Jagdgöttin Diana auf die Insel Tauris entführt.
Agamemnons Ehefrau Klytämnestra vermutete sie jedoch tot, verschwor sich und tötete Agamemnon und wurde daraufhin von ihren Kindern Orest und Elektra ermordet. Orest droht nun selbst, Opfer der Rachespirale zu werden und möchte den Fluch lösen, indem er Iphigenie von Tauris holt.
1. Akt
Agamemnons Tochter Iphigenie dient auf Tauris als Priesterin der Diana und wünscht sich die Rückkehr in die Heimat. Die reine, der Lüge nicht fähige Priesterin, wird jedoch so hoch angesehen, dass man sie nicht ziehen lassen möchte.
Als sie Arkas, einer Bediensteten von König Thoas, ihr Heimweh gesteht, findet ihre Hoffnung auf Abreise ein jähes Ende. Der König von Tauris selbst möchte um Iphigenies Hand anhalten, was Iphigenie jedoch nicht möchte. Schließlich wäre sie mit der Ehe verpflichtet, auf Tauris zu bleiben.
Schließlich erscheint Thoas vor Iphigenie und wirbt um ihre Hand. Sie lehnt aufgrund ihrer Sehnsucht ab und berichtet von dem Familienfluch der Rache, doch Thoas droht ihr damit, die von ihr abgeschafften Menschenopfer erneut einzuführen.
Iphigenie wendet sich an ihre Göttin Diana, in der Hoffnung, das Blutvergießen der Menschenopfer zu vermeiden.
2. Akt
Orest und sein Cousin Pylades landen auf Tauris, getrieben vom Orakel des Apollo. Seit dem Mord an seiner Mutter wird Orest von den Furien verfolgt, diesen Fluch kann er nur abwenden – so das Orakel -, wenn er seine Schwester nach Griechenland zurück bringe.
Orest hat das Orakel als Weisung auf die Schwester Apollos verstanden und will die Statue der Diana stehlen. Der Diebstahl scheitert und Pylades und Orest werden gefangen genommen. Orest kennt die barbarische Praxis der Menschenopfer auf Tauris und ist daher in Sorge.
Iphigenie schließlich redet mit Pylades, der seine und des Orestes Identität nicht enthüllt. Im Gespräch erfragt Iphigenie das Kriegsgeschick der Griechen in Troja. Pylades berichtet vom Krieg, aber auch von Agamemnons Mord und der Rache an Klytämnestra.
Iphigenie kann ihren Schock nicht unterdrücken und Pylades beginnt, ihre Herkunft in Frage zu stellen.
3. Akt
Iphigenie verspricht Pylades und Orest, von dem sie noch nicht weiß, dass es ihr Bruder ist, dass beide nicht vor Diana geopfert werden.
Als Iphigenie sich nach ihren Geschwistern erkundet, offenbart Orest seine Identität und die beiden sind glücklich wieder vereint. Iphigenie ahnt noch nicht, dass Orest den Furien im Tod entkommen möchte.
In einer Vision des Hades sieht er seine Familie glücklich in der Unterwelt und wähnt auch Pylades und Iphigenie bei sich. Als er schlussendlich erwacht, ist seine Motivation neu entfacht und er beschließt, mit Iphigenie von Tauris zu fliehen.
4. Akt
Orest plant die Flucht mit seiner Schwester, doch diese will König Thoas nicht verraten. Iphigenie fällt die Lüge, die sie für die Flucht bräuchte, schwer. Doch ohne die Lüge droht Orest und Pylades der Tod.
Arkas indes mahnt Iphigenie zur Eile, denn der König fordert das Opfer der beiden. Iphigenie verzögert das Opfer jedoch, indem sie Orest für verwirrt erklärt und die Statue der Diana erst noch gesäubert werden müsse. Iphigenie äußert im Lied der Parzen Zweifel an der Richtigkeit der gnadenlosen Götterrache.
5. Akt
Iphigenie vermag nicht, König Thoas zu belügen und gesteht ihm stattdessen die Wahrheit. Der König gerät ob des Planes in Rage, doch Iphigenies Appell an seine Menschlichkeit trägt Früchte. Thoas sieht sich selbst als Schuldigen für Iphigenies Handeln. Er möchte nicht zwischen den beiden Geschwistern stehen, doch zweifelt er noch an Orests Rechtschaffenheit, schließlich hat dieser seine Mutter ermordet. Orest droht nun mit gewaltsamer Flucht, doch Iphigenie löst die Situation durch ihre Ruhe, Vernunft und ihrem Glauben an das Menschliche. Dieser Glaube an sich selbst und die Vernunftbegabtheit des Menschen ist die Resolution des Konfliktes und spiegelt die Ideale der Klassik und des Humanismus wieder.
Der König hält sich schließlich an sein Versprechen, lässt Orest, Pylades und Iphigenie gehen und der Familienfluch löst sich auf. Orest versteht nun, dass das Orakel mit Schwester nicht Diana, sondern seine Schwester Iphigenie gemeint hatte.
Habe ich es richtig verstanden, Agamemnon sollte nicht Iphigenie ermorden, sondern Diana?