Woyzeck Zusammenfassung / Inhaltsangabe – Georg Büchner

Woyzeck Georg Büchner
Woyzeck von Georg Büchner

Das Drama Woyzeck konnte von Georg Büchner vor seinem Tod im Alter von 23 Jahren nicht fertiggestellt werden. Der Dramatiker und Dichter begann die Arbeit an dem Stück vermutlich im späten Sommer 1836, er verstarb im Frühjahr 1837. Das Fragment beschreibt in 27 Szenen, die als lockere Episodenfolge verstanden werden können, den Fall des Franz Woyzeck, seiner Lebensgefährtin Marie und des gemeinsamen unehelichen Kindes Christian. Es sind mehrere Entwürfe des Dramas erhalten, das dem Typus des offenen Dramas zugeordnet wird und eines der weltweit am meisten gespielten Dramen der deutschen Literaturgeschichte ist.


Woyzeck ausführliche Zusammenfassung

Eine erste Überarbeitung der Entwürfe und eine Zusammenstellung kam 1879 zur Veröffentlichung. In den verschiedenen Versionen und Aufführungen variieren die einzelnen Szenen, denn die von Büchner intendierte Reihenfolge ist nicht klar. Das Stück wurde 1913 in München uraufgeführt.

Das Stück thematisiert die sozialen Missstände des Vormärz. Sie werden exemplarisch am Beispiel des mittellosen Soldaten Franz Woyzeck gezeigt. Woyzeck wird von seinem Vorgesetzten ausgenutzt und schikaniert. Gegen eine geringe Bezahlung lässt Woyzeck einen sadistisch veranlagten Arzt medizinische Versuche an sich durchführen. Er benötigt das Geld. Denn Woyzeck lebt mit seiner Freundin Marie zusammen. Die beiden haben einen etwa einjährigen Sohn, der nicht ehelich geboren wurde. Marie weiß, dass Woyzeck kein Geld hat. Sie lässt sich im Verlauf des Dramas auf eine Affäre mit einem Tambourmajor ein. Der Posten des Tambourmajor war seinerzeit mit einer ansehnlichen Uniform, einer angesehenen Stellung und einem entsprechend höheren Sold versehen. Es handelt sich dabei um den Anführer der Marschtrommler einer Armee. Woyzeck verdächtigt seine Lebensgefährtin der Affäre und ist sich irgendwann sicher, dass sie dem Tambourmajor nicht nur schöne Augen macht. Die eigene miserable Situation, der niedrige Sold und die niedrige Stellung zusammen mit den psychisch belastenden Experimenten des Arztes lassen Woyzeck wahnsinnig werden.

Er glaubt ab einem bestimmten Zeitpunkt Stimmen zu hören, die ihm befehlen, Marie umzubringen. Büchner stellt dar, wie Woyzeck langsam immer weiter in seine Fantasie abdriftet und die Grenzen zwischen Realität und Wahn für ihn verschwimmen. Woyzeck liebt Marie, die ihr Handeln bereut. Marie findet Trost in der Lektüre der Bibel. Gleichzeitig versetzen ihn die andauernden Experimente des Arztes und die Schikanen seinen Vorgesetzten einen Schlag nach dem anderen.

Woyzeck vertraut sich seinem Freund Andres an und verfügt über die Aufteilung seiner Habseligkeiten nach seinem Tod. Andres verkennt die Situation, nimmt Woyzeck nicht ernst. Zusammen mit den Stimmen, die Woyzeck hört, spitzt sich die Situation für Woyzeck ins Ausweglose zu. Heute würde man das Krankheitsbild vielleicht als Schizophrenie bezeichnen. Woyzeck will eine Schusswaffe kaufen, sein Geld reicht aber nicht aus. Dieses erneute Scheitern setzt ihm weiter zu. Er ersteht letztendlich bei einem einfachen Krämer ein Messer und lockt Marie eines Nachts an einen See vor der Stadt. Marie hatte bei ihrer Großmutter vor dem Haus gesessen und einem Märchen der Großmutter gelauscht. Ungewöhnlich: Das Märchen hatte einen bösen und unüblichen Ausgang. Marie folgt Woyzeck vor die Stadt. Dort versucht sie, ihm zu entkommen, ist aber nicht erfolgreich. Woyzeck ersticht Marie im Wahn und unter lauten Gefühlsausbrüchen. Das wird von zwei Personen gehört. Sie kommen zur Szene.

Anschließend begibt sich Woyzeck eilig zurück in die Stadt. Er geht ins Wirtshaus, um sich zu verstecken, und tanzt. Eine Frau entdeckt Blutspuren an seiner Hand, andere Leute sehen diese ebenfalls, umringen Woyzeck. Arzt, Gerichtsdiener und Richter finden letztendlich Maries Leiche, die als schön und sensationell beschrieben wird.

In einer letzten Szene trifft Woyzeck auf seinen Sohn. Der sitzt auf dem Schoß des Narren (geistig etwas zurückgebliebenen) Karl. Woyzeck verspricht dem Kind ein Stück Gebäck. Aber Karl läuft mit dem Kind davon.

Damit hat das Drama ein offenes Ende. Es ist nicht klar, wie Büchner das Ende des Stückes intendiert hatte. Möglicherweise sollte das Ende auch offen bleiben. Die Forschung konnte inzwischen einige Mordfälle benennen, die im Umfeld der Entstehung der Fragmente stattfanden und Büchner vermutlich bekannt waren. Als historisches Vorbild für den Protagonisten Woyzeck diente vermutlich der 1730 in Leipzig geborene Johann Christian Woyzeck. Dieser historisch belegte Woyzeck erstach im Juni 1821 die Witwe Johanna Christiane Woost in einem Hausflur. Es kam zum Prozess, in dessen Verlauf zwei medizinische Gutachten bezüglich der Zurechnungsfähigkeit des Angeklagten erstellt wurden. Nach einem langen Verfahren wurde der historische Woyzeck auf dem Marktplatz in Leipzig öffentlich hingerichtet. Andere historische Mordfälle lieferten weitere Details der Dramenfragmente. Sogar die Erbsbrei-Experimente eines Gießener Wissenschaftlers (Justus von Liebig) fanden tatsächlich statt – man wollte herausfinden, ob Militär und Proletariat mit eiweißreichen Hülsenfrüchten günstig verköstigt werden könnten. Bei den Probanden stellten sich nach drei Monaten reiner Erbsbreidiät Halluzinationen ein, sie verloren die Muskelkontrolle. Die Symptome sind die einer Vergiftung mit einem Übermaß an nichtproteinogenen Aminosäuren. Büchner kannte die Berichte vermutlich.


Woyzeck Zusammenfassung als Video

Woyzeck Zusammenfassung / Inhaltsangabe – Georg Büchner
3.9 (78%) 10 Stimmen

2
Hinterlasse einen Kommentar

avatar
2 Kommentar Themen
0 Themen Antworten
4 Follower
 
Kommentar, auf das am meisten reagiert wurde
Beliebtestes Kommentar Thema
2 Kommentatoren
HermannChristian Milz Letzte Kommentartoren
  Abonnieren  
neueste älteste meiste Bewertungen
Benachrichtige mich bei
Christian Milz
Gast
Christian Milz

Warum das Mordmotiv in Büchners Woyzeck-Fragment diskutieren? Scheint das nicht auf Anhieb klar? Wahnsinn in Verbindung mit Eifersucht? Ganz und gar nicht. Diese Kombination kann nämlich die dramaturgische Ausgestaltung und Funktion des Mordkomplexes – insbesondere im Kontext des vermeintlichen Sozialdramas – nicht erklären. Auch der Grund des Wahnsinns bleibt in der gängigen Rezeption schleierhaft und entsprechend umstritten, die übliche hermeneutische Notlösung ist der als Prämisse gesetzte, so aber nicht statthafte historische Verortung, die auf den eigentlich zu unterstellenden und zu suchenden intrinsischen Zusammenhang von Mordmotiv und Wahnsinn verzichtet. Kaum erklärbar aus dieser Perspektive: Die rituelle Einleitung der Tat mit anschließender… Weiterlesen »

Hermann
Gast
Hermann

Johann Christian Woyzeck wurde 1780 geboren und nicht 1730… er war bei weitem keine 90 Jahre alt beim Mord