Der Dichter und Denker Johann Rist ist vor allem als Autor vieler geistlicher Schriften bekannt. Darüber hinaus verfasste er jedoch ebenfalls zahlreiche weltliche Werke und erlangte dadurch überregionale Bekanntheit. Aufgrund seiner Tätigkeit als Pastor der Stadt Wedel besaß er tiefgreifendes Wissen in den Fachbereichen Theologie, Philosophie und Geschichte. Außerdem beschäftigte sich Rist vor allem mit Kunst, Medizin, Naturwissenschaften und Literatur.
Letzteres Fachgebiet bewegte ihn zur Gründung des sogenannten „Elbschwanenordens“. Diese Sprachgesellschaft beschäftigte sich mit vielfältigen literarischen Werken und verband einige einflussreiche Literaten dieser Zeit.
Kindheit und Jugend
Johann Rist wurde in Ottensen am 8. März 1607 geboren. Dabei handelt es sich um eine kleine Ortschaft, die heute einen Stadtteil von Hamburg darstellt. Rists Vater stammte seinerseits aus Franken und war ebenfalls als Pastor tätig. Über die Mutter des einflussreichen Dichters ist nur wenig bekannt. Als Erstgeborener übernahm er regelmäßig die Verantwortung für seine sieben Geschwister und wurde bereits frühzeitig von seinem Vater unterrichtet.
Mit gerade einmal elf Jahren erlebte Rist den Dreißigjährigen Krieg. In dieser Zeit wurden über 15.000 Dörfer in der Umgebung des jungen Autors zerstört und schätzungsweise acht Millionen Menschen getötet. Dabei wurde bestätigt, dass auch Rist selbst mehrfach von den Kriegshandlungen betroffen wurde.
In seiner Jugend besuchte er zuerst die Hamburger Gelehrtenschule und danach das Gymnasium in Bremen. Nach Abschluss seiner Schulausbildung entschied er sich mit 19 Jahren, die Weserstadt zu verlassen und an die Ostsee zu ziehen. In einigen Briefen konnte man lesen, dass er ein Studium in Rostock begann. Da er jedoch in keiner Matrikelliste der Universität zu finden ist, geht man heute davon aus, dass er die Universität lediglich als Begleiter von einigen Hamburger Studenten besucht hat. In dieser Zeit hat er neben der Theologie ebenfalls orientalische Sprachen studiert. Darüber hinaus weckten vor allem die Botanik, die Chemie, die Mathematik und vor allem die Heilkunde sein Interesse. Rist konnte sein Studium jedoch nicht beenden, da er noch vor seinem Abschluss an der Pest erkrankte und Rostock von Wallenstein besetzt wurde. Ebenso wie viele andere Studenten verließ er die Stadt, konnte sich jedoch von seiner Krankheit schnell wieder erholen. Er setzte sein Studium der Theologie schließlich in Rinteln fort, wo er vor allem von Josua Stegmann unterrichtet wurde. Dieser war ein führender Theologe der damaligen Zeit und seinerseits ein berühmter Dichter von Kirchenliedern. Bereits nach einem Jahr musste er jedoch erneut aufgrund des tobenden Kriegs nach Hamburg fliehen.
Der Beginn seiner schöpferischen Zeit
In Hamburg entschloss sich der junge Johann Rist, gemeinsam mit seinem engen Freund Ernst Stapel Theaterstücke zu schreiben und als Schauspieler aufzutreten. Im Jahr 1633 verlobte er sich schließlich mit Ernsts Schwester Elisabeth Stapel und schloss nur ein Jahr später aufgrund des positiven Einflusses dieser Frau sein Prediger-Examen in Bückeburg ab. In den darauffolgenden Jahren kümmerte er sich vor allem um den Garten der dortigen Kirche.
In dieser Zeit widmete er sich erneut seinen Werken und veröffentlichte 1642 seine erste Sammlung „Himmlische Lieder“. Nur ein Jahr später muss er mit seiner Familie erneut vor dem Krieg nach Hamburg flüchten. In den folgenden Jahren beschäftigte sich Rist immer intensiver mit seiner schriftstellerischen Vorliebe und veröffentlichte schließlich im Jahr 1648 das Werk „Holstein vergiß es nicht!“ und 1651 seine humoristische Geschichte „Sabbathische Seelenlust“.
Gleichzeitig konnte er seine medizinischen Kenntnisse immer öfter anwenden und den Menschen in seiner Umgebung helfen. Deshalb verlieh ihm 1653 Kaiser Ferdinand III. den Adelstitel eines Hofpfalzgrafen, der ihm einige familienrechtliche Privilegien gewährte. Diese bot er fleißig gegen Bezahlung an und erwirtschaftete sich dadurch ein großes Vermögen.
Rist und der Elbschwanenorden
Der Kaiser gewährte Rist neben diesen Privilegien ebenfalls ein Wappen, das einen Schwan mit Lorbeerkranz zeigt. Von diesem Bild inspiriert gründete er in der Zeit um 1660 den „Elbschwanenorden“, den er als sogenannter „Palatin“ anführte. Dieser Orden sollte der „Bereinigung der deutschen Sprache“ dienen und beschäftigte sich hauptsächlich mit der Publikation von literarischen Werken. Zu den größten Erfolgen Johann Rists werden aktuell „Die alleredelste Belustigung“, „Die alleredelste Erfindung“, „Das alleredelste Leben“ und „Das alleredelste Nass“ gezählt. Darüber hinaus verfasste er zahlreiche musikalische Andachten und evangelische Trostlieder. Viele seiner literarischen Werke haben dabei einen engen religiösen und botanischen Bezug.
Nach einer langen Krankheit starb Rists Frau Elisabeth und hinterließ ihm fünf Kinder. Von diesen überlebten schließlich nur drei ihre Kindheit. In dieser schweren Zeit beschäftigte sich Riss weiter mit seinen literarischen Werken und traf sich mit vielen wohlhabenden Frauen. Bereits zwei Jahre nach dem Tod seiner Ehefrau heiratete er die einflussreiche Witwe Anna Hagedorn. In den darauffolgenden Jahren arbeitete er bis zu seinem Tod an seiner letzten Veröffentlichung. In der Prosageschichte „Monatsgespräche“ werden sechs voneinander unabhängige Gespräche während eines Spaziergangs im Garten zusammengefasst. Jedes dieser Gespräche findet im Garten Rists statt, der bereits mehrfach im Laufe des Krieges vollständig zerstört wurde. Dabei beschrieb er die Blumen, die im jeweiligen Monat in seinem Garten blühten. Nachdem er am 31. August 1667 starb, wurde er in seiner eigenen Kirche bestattet.
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