Das Wort absurd bedeutet in seiner ursprünglichen Form disharmonisch und stammt aus der Musik, wo es „einen Missklang bilden“ ausdrückt. Umgangssprachlich wird das Wort auch im Sinne von lächerlich gebraucht. Im absurden Theater bilden beide Begriffe eine Symbiose. Diese Theaterform entwickelte sich um 1950 in Frankreich und gilt als Reaktion auf eine „sinnentleerte Welt“, die den Menschen zwar in Freiheit, aber auch in Angst und Vereinsamung zurücklässt. Das absurde Theater setzt dagegen, dass jeder Mensch sein Geschick selbst bestimmt.
Demzufolge hat das Leben keinen Sinn, an dem sich alle orientieren können. Den Sinn des Lebens muss jeder für sich selbst suchen. Das spiegelt sich im absurden Theater in einer Abwertung der Sprache, die mit dem Bühnenbild korrespondiert, das nicht über das Gegenständliche hinausgeht. Das Geschehen auf der Bühne ordnet sich der Sprache unter. Die Worte der Charaktere gehen ins Leere. Sie reden aneinander vorbei oder werden nicht verstanden. Eine geschlossene, gegenständliche Welt wirkt stattdessen auf das Publikum. Zeit, Ort und Handlung bilden keine Einheit. So entsteht im absurden Theater eine zeitlose Welt, in der die Sprache als Mittel der Verständigung zweitrangig wird. Imaginäre Orte ohne Zuordnung und Zeitlosigkeit werden in einer statischen Dramaturgie in Szene gesetzt.
Zehn Merkmale des absurden Theaters
1. Der Zuschauer soll die Welt in ihrer Absurdität erkennen.
2. Das Banale wird in übertriebener Form dargestellt.
3. Zwar wird zunächst Spannung aufgebaut, die in der Folge jedoch nicht gehalten und erfüllt wird.
4. Einzelne Abschnitte der Handlung werden wiederholt. Auf eine strukturierte Handlung wird bewusst verzichtet.
5. Die Charaktere haben keine tiefgehende Persönlichkeit. Auf eine erkennbare Identität wird verzichtet. In der Regel fungieren die Figuren wie Marionetten.
6. Es existieren weder Zeit noch Ort.
7. Die Stücke wollen Anstoß zu moralischen und politischen Denkansätzen geben.
8. Theaterformen vor dem absurden Theater werden vermischt.
9. Typische bühnentechnische und dramaturgische Stilmittel sind die Verschiebung des Endes der Geschichte zum Anfang sowie Doppelungen und Kreisbewegungen.
10. Inhaltlich stehen Gleichnisse, aber auch clowneske Darstellungen im Vordergrund. Der Clown spiegelt das traurige Schicksal der Menschen. Er verzichtet dabei auf Zynismus und jeglichen Ernst. Einzig Traurigkeit bestimmt sein Spiel.
Die fünf wichtigsten Autoren des absurden Theaters
1. Samuel Barclay Beckett
Der irische Schriftsteller wurde am 13. April 1906 in Foxrock geboren und zählt zu den bedeutendsten Autoren des 20. Jahrhunderts. Er starb am 22. Dezember 1989 in Paris.
2. Eugène Ionesco
Der Dramatiker wurde am 26. November 1909 im rumänischen Slatina geboren. Am 28. März 1994 starb Ionesco in Paris.
3. Victor Lanoux
Der Schauspieler und Regisseur, der eigentlich Victor Robert Nataf hieß, wurde am 18. Juni 1936 in Paris geboren und verstarb am 4.Mai 2017 in Royan/Frankreich.
4. Arthur Adamov
Der Dramatiker und Übersetzer russisch-armenischer Abstammung gilt zusammen mit Samuel Beckett und Eugène Ionesco als Begründer des absurden Theaters. Er wurde am 23. August 1908 in Kislowodsk im damaligen Russischen Kaiserreich geboren und starb am 15. März 1970 in Paris. Er lebte in Deutschland und in der Schweiz und ab 1924 wieder in Frankreich.
5. Jean Genet
Der Dramatiker, Dichter und Verfasser von Romane wurde am 19.Dezember 1910 in Paris geboren und verstarb dort am 15. April 1986
Wichtige Stücke des absurden Theaters
1. Warten auf Godot von Samuel Beckett
Das Stück ist 1949 entstanden. Es wurde 1952 veröffentlicht. Die Uraufführung fand am 5. Januar 1953 im Thèatre Babylone in Paris statt. Regie führt Roger Blin. Unter dem Titel Wir warten auf Godot fand die deutsche Erstaufführung im September 1953 im Berliner Schlosspark-Theater statt.
2. Die Nashörner von Eugène Ionesco
Die Welturaufführung von Die Nashörner fand am 25. Januar 1960 in Düsseldorf statt. Noch im selben Jahr, am 28. April, wurde im Londoner Royal Court Theater unter der Regie von Orson Welles die englische Version des Stückes gezeigt.
3. Der Büchsenöffner von Victor Lanoux
Das Stück wurde 1973 in Paris uraufgeführt. In den Folgejahren wurde es unter anderem in Berlin, Wien und Zürich gespielt.
4. Ping Pong von Arthur Adamov
Die Uraufführung fand am 27. Februar 1955 unter der Regie von Jaques Mauclair am Thèatre des Noctambules in Paris statt.
5. Die Neger von Jean Genet
Das Stück entstand 1957/1958 als Auftragsarbeit für den Regisseur Raymond Rouleau. Die Uraufführung erfolgte am 28. Oktober 1959 am Thèatre de Lucète in Paris.
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